Stürze zwingen Voltigierer zum Aufgeben
Das Fredenbecker Voltigierteam, das zu den besten deutschen Turnern auf dem Pferderücken gehört, erlebte damit den schwersten Einbruch der vergangenen Jahre. Umso enttäuschender war die Situation für die Sportlerinnen und Sportler am Sonntagnachmittag in der Verdener Niedersachsenhalle. Da konnte auch aufmunternder Applaus der mehreren tausend Zuschauer nicht die Stimmung heben. Aber Schuldzuweisungen innerhalb der Mannschaft gibt es nicht. Schließlich kann es bei den Voltigierauftritten immer mal haken.
Was war passiert: Die Fredenbecker lagen in der Meisterschaftswertung vor der Finalkür auf dem fünften Rang . Nach einer guten Vorstellung ihrer Aufgabe hätten sie sich durchaus noch um einen oder sogar zwei Plätze verbessern können. Die Bronzemedaille lag noch in greifbarer Nähe. Eigentlich turnten die Fredenbecker auf Sicherheit. „Wir haben nicht unnütz etwas riskiert“, sagte Teamchefin Gesa Bührig im Nachhinein. Und dennoch kam es zu Patzern. Und das bei routinemäßigen und eigentlich auch gar nicht so schweren akrobatischen Übungen. Schon im ersten Dreierblock auf dem Pferd passierte ein Missgeschick, so dass die Akteure vom Pferderücken rutschten. Doch dieser Patzer war schnell abgehakt, der zweite Dreierblock gelang dann ohne Fehler. Aber in der dritten Übung mit drei Voltigierern auf dem Pferderücken reihten sich dann mehrere Faktoren aneinander. Beim Schwingen der Oberfrau Mila Koböck um den Körper von Kevin Greiner stießen Milas Bein an den Kopf des Voltigierpferdes Wizaro, von den Fredenbeckern Sportlern liebevoll Winni genannt, so dass sich das Pferd offenbar tüchtig erschrak.
Das Pferd war offensichtlich so verdutzt, dass es von einem Moment zum anderen aus dem Galopp stehenblieb. Dabei traten so starke Fliehkräfte hervor, dass sie die Voltigierer, auf dem Pferderücken befand sich auch noch Wienke Rademaker, auf den Sandboden katapultierte. Beim Aufprall verletzte sich Mila. Longenführerin Bührig entschied, die Vorstellung abzubrechen. Trotz offenbar starker Schmerzen im Bein gab sich Mila tapfer und blieb auf dem Vorführzirkel, bis sich die Gruppe mit einer abschließenden Aufstellung vor Preisrichtern und Publikum verabschiedet hatte. „Der große Mitleidsapplaus konnte uns nur wenig trösten“, so Bührig. Der Traum von einer guten Platzierung bei den Deutschen Meisterschaften war geplatzt. Dabei hatte der Fredenbecker Meisterschaftsausflug durchaus erfolgsversprechend begonnen. Bei den Pflichtaufgaben erreichte die Gruppe, die neben dem Team Timeloh-Hof die Farben des Pferdesportverbandes Hannover vertrat, souverän den dritten Platz. Nach der ersten Küraufgabe rutschten die Fredenbecker dann um zwei Plätze ab. Insbesondere auch durch niedrige Noten für das Pferd Wizaro, das sich in der Halle, umringt von tausenden von Zuschauern, nicht wohlfühlte. Longenführerin Bührung musste zunächst schon einiges an Geschick an der Leine aufbringen, bevor sich das Pferd auf dem Zirkel näher an die Zuschauer herantraute. Doch letztlich nahm Wizaro sogar die schwingenden Fahnen vieler Besucher hin.
Alle Hoffnungen setzten die Fredenbecker letztendlich auf die finale Kür. Bis dann die erwähnten Missgeschicke alle Hoffnungen den Garaus machten. Durch die Aufgabe des Teams trat die Gruppe in der Ergebnisliste nicht mehr auf. Erwartungsgemäß siegte bei den deutschen Titelwettkämpfen die Gruppe RSV Neuss-Grimlinghausen vor dem Team Norka des VV Köln Dünnwald (beide Rheinland). Das zweite Hannoversche Team Timmeloh-Hof konnte sich auf dem sechsten Rang behaupten. Nach dem Einbruch in Verden wollen die Fredenbecker den Kopf aber nicht in den Sand stecken. Als nächstes Ziel haben sie die Norddeutsche Meisterschaft, die vom 30. September bis 1. Oktober in Neustadt-Dosse ausgetragen wird, anvisiert. Schon am Montagabend hat die Gruppe wieder trainiert, insbesondere um Ängste schnell zu überwinden. Schließlich werden die Karten bei den nächsten Wettkämpfen immer wieder neu gemischt.
Zum ersten Fredenbecker Voltigierteam gehören: Magdalena Holysz ((28), Wienke Rademaker (19), Mila Koböck (12), Tom Vollmer (21); Kevin Greiner (23) und Tim Andrich (19) sowie Trainerin und Longenführerin Gesa Bührig und Betreuerin Insa Rademaker.